Heute musste ein weiteres Mal der Alsterwanderweg für einen ausgedehnten Sonntagsspaziergang herhalten. Dieses mal sollte es der nördliche Abschnitt von Kayhude bis nach Poppenbüttel sein.
Nachdem ich bei meinem ersten Abschnitt von Poppenbüttel bis zum Jungfernstieg eine große Sehenswürdigkeit – nämlich die Burg Henneberg oder vielmehr deren Nachbau – verpasst habe, wollte ich mir diese bei der neuen Route unbedingt mit anschauen.
Alsterwanderweg ab Kayhude: auf geht’s
Ich fuhr also mit der Bahn bis Ochsenzoll und von dort mit dem Bus 7550 bis zur Haltestelle „Kayhude, Heidkrug“. Von dort sind es dann nur etwa 200 Meter bis man von der Landstraße direkt im Wald verschwindet. Wer sich vor der Wanderung stärken will kann dies im Restaurant „Alter Heidkrug“ direkt in Kayhude tun. Die Preise sind moderat und das Ambiente ist großartig. Das Essen soll, den Bewertungen nach, sehr gut sein und eine gute Freundin die in der Nähe wohnt bestätigt dies.
Ich wollte aber erst zum Ende meiner Wanderung hin essen und ging am Alten Heidkrug vorbei. Wenige Meter später offenbarten gelbe Pfeile an einem Baum den Zugang zum Alsterwanderweg. Überhaupt ist der Weg, der ja auch Teil des Pilgerweges „Via Baltica“ ist, sehr gut ausgeschildert, so dass man auch ohne Karte, Kompass oder Smartphone den Weg leicht findet.
3, 2, 1 drin!
Ich muss sagen das ich bisher auf keiner meiner Tagestouren im Umkreis von Hamburg so schnell „drin“ war! Was ich mit drin meine, ist der Punkt an dem du vergisst das du in der Nähe von Straßen, Häusern, Einkaufszentren etc. bist und dich einfach der Natur hingibst und den Augenblick genießt. Das Grün, die frische Luft, Vogelgezwitscher, rascheln im Geäst, der blaue Himmel und die Sonne!
Nach nicht einmal fünf Minuten gemütlichen wanderns stößt man auch schon auf die Alster. Hier, etwa 10 Kilometer von der Quelle in Henstedt-Rhen entfernt, ist die Alster noch ein kleiner, gemächlich fließender Fluss von 2 bis 3 Metern Breite.
Immer wieder verlässt man die Alster mal durch eine Wegbiegung, man muss aber nie lange warten bis man wieder auf Sie trifft und das plätschern ist fast überall und immer zu hören.
Im ersten Abschnitt der Wanderung und für den größten Teil des weiteren Verlaufs befindet man sich im FHH-Gebiet „Alstersystem bis Itzstedter See und Nienwohlder Moor“. Die EU Richtlinie für FHH Gebiete nennt man auch „Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie“, dabei handelt es sich, wie bei Richtlinien für Naturschutzgebiete auch, um sehr strenge Regeln für den Erhalt und die weitere Veränderung der Gebiete. Wer sich dafür mehr Interessiert kann sich bei Wikipedia über die Richtlinie 92/43/EWG informieren.
Da es sich beim Alstersystem zu großen Teilen um Bruch- oder Auenwald handelt, finden sich oftmals umgestürzte Bäume deren Wurzelwerk und Geäst vielen kleinen Waldbewohnern Schutz und Lebensraum bieten.
Klar oder trüb?
Wasser spielt auf diesem Abschnitt des Alsterwanderweges eine besondere Rolle und das nicht nur wegen des namengebenden Flusses. Immer wieder stößt man auf kleine Teiche, Tümpel und Seen. Manchmal so versteckt das man schon fast reingefallen ist bevor man ihn sieht. Und Nein, mich hat es nicht erwischt.
Ist die Alster hier in den meisten fällen kristallklar, so sind die stehenden Gewässer genau das Gegenteil, vermutlich weil der Mensch der Natur hier so wenig wie möglich ins Handwerk pfuscht. Pflanzen wachsen üppig am und im Wasser und die an eine Algenschicht erinnernde Oberfläche lässt vielfältiges Leben erkennen, nicht wie die toten Badeseen in und um Hamburg im Sommer.
Gut gefällt mir der enorme Abwechslungsreichtum des Wanderweges. Stiller fast mystischer Wald, blühende und grüne Wiesen und Wasser in allen Formen wechseln sich immer wieder ab. Gerade auf den ersten zwei Dritteln des Weges sieht man nur selten von Menschen erbautes. Nur überfliegende Flugzeuge erinnern einen hin und wieder daran das man sich direkt neben einer Millionenstadt befindet.
Futter, nicht nur für die Seele
Nach etwa 14.000 Metern für die Beine und genau so vielen Eindrücken für das Auge kommt man an ein Gasthaus das direkt am Wanderweg liegt und eine wunderschön gelegene Sommerterrasse hat. Weil ich bis dahin nur ein knappes Frühstück und unterwegs nur einen Apfel und zwei Becher meiner obligatorischen Brühe hatte, musste unbedingt eingekehrt werden! Allerdings wäre ich wohl auch ohne Hunger auf ein Getränk eingekehrt, nur um von der Sommerterrasse andere Wanderer zu beobachten.
Jetzt im August gibt es eine Karte mit Pfifferlingsgerichten ? ich habe mir den Rest der Karte gar nicht weiter angeschaut. Entschieden habe ich mich für ein Schnitzel Wiener Art mit Pfifferlingen in Sahnesauce. Von der Sauce (mit Speck und Zwiebeln) und Bratkartoffeln (ebenfalls mit Speck und Zwiebeln…kann man nicht genug haben).
Was soll ich sagen: Das Essen war großartig, das Personal war nett und die Preise sind völlig in Ordnung! Ich kann den Quellenhof also uneingeschränkt weiterempfehlen.
Die letzte Etappe
Nach der doch sehr reichhaltigen Stärkung im Quellenhof war ich ziemlich froh das ich nur noch etwa vier Kilometer bis zum Ende der Tour in Poppenbüttel zu laufen hatte. Auf diesem Abschnitt warten aber noch einmal zwei Highlights auf den Wandersmann.
Zum einen passiert man die Mellingburger und die Poppenbüttler Schleuse, beide Teil der Alsterschleusen, und zum anderen findet sich direkt hinter der Poppenbüttler Schleuse auch die eingangs schon erwähnte Nachbildung der Henneburg. Das Gelände ist leider nicht öffentlich zugänglich. Der kleine Abstecher für einen Blick auf die Burg und ein Foto lohnen sich aber dennoch.
Wenige Meter später ist man schon wieder mitten in der Stadt, nur noch wenige Meter von der S-Bahn Station Poppenbüttel entfernt. Wer den Alsterwanderweg weiter laufen möchte kann dies auf dem südlichen Teil tun, hierzu empfehle ich kurz in meine Beschreibung der Wanderung vom Alstertal bis zur Fernsicht reinzulesen.